Der Tod wollte zur Geisterstunde kommen; doch wir schickten ihn wieder weg!

Und dann wurde es dunkel. Wie der Gordische Knoten umklammerte die aufkommende Nacht den Tag und verdrängte ihn immer weiter. Und mit ihr kam das Unheil. Lauthals diskutierende Spanier im Nachbarzimmer hatten wir überstanden, liebestoll poppende Nachbarn obendrüber ebenfalls doch einem sind auch die erfahrensten Extremurlauber nicht gewachsen: der blutsauenden Stechmücke! Penetrant wie quängelnde Kleinkinder denen man ein Eis nur zur Ansicht in die Hand drückt kamen sie und vielen über uns her. Vom letzten Thailandurlaub hatte ich noch ein nach Zitrone (oder wie Nina zu sagen pflegt: nach Iltis riechendes) Spray, doch kretische Mosquitos scheinen entweder viel härter im Nehmen oder ohne Geruchssinn zu sein. Was zu Beginn der Nacht noch einen scheinbar ruhigen Schlaf zu garantieren schien hatte sich kurz nach zwei in Luft aufgelöst. Ein andauerndes „wiiiiiiiiiiiiihh“ war von nun an die wenig erfreuliche Schlafmelodie. Darauf folgte im 10 Minuten Takt das Licht einzuschalten und auf die Jagd zu gehen. Am Ende der Nacht gab es eine Überlebende doch zwei mal unendlich viele Mückenleichen an den Schafzimmerwänden. Es war ein wahres Gemetzel. Unerbittlich stachen sie zu, saugten unseren wertvolle Lebenssaft und mussten doch mit dem Leben dafür bezahlen. Für jede erlegte schienen zwei weitere aus den unerfindlichen Tiefen unseres Schlafgemachs zu kommen.
Doch damit nicht genug. Da sich die Sonne langsam über den Horizont schob und ins Schlafzimmer blinzelte konnte ich nicgt mehr schlafen obwohl ich hundemüde war. Der nächtliche Kampf ums Überleben hatte auch von mir seinen Tribut gefordert. Leicht dösend lag ich im Bett. Wie Nina komplett in das Bettlaken gewickelt, sodass ein unbeteiligter denken könnte es würden zwei Mumien den tausendjährigen Schlaf proben. Wie dicke Raupen im Kokon lagen wir also da und versuchten das letzte bisschen Erholung aus den letzten Minuten vorm Weckerklingeln herauszuholen. Plötzlich geschah es. Nie zuvor habe ich es so bewusst mitbekommen und zuerst hielt ich es für eine Fehlinerprätation meiner übermüdeten Nerven. Doch dafür dauere es zu lange. Auf der Straße gingen die Alarmanlagen der Autos an – sie bestätigten meine erste Vermutung und bestärkten mich in meiner ersten Reaktion Nina zu wecken. Es war ein Erdbeben. Rhytmische Stöße, etwa vier Sekunden lang, die sich anfühlten als wenn sich mein pochender Pulsschlag wegen der drückenden Hitze auf das gesamte Bett übertragen hätte. Am offenen Fenster stehend und auf die Straße schauend war außer den heulenden Alarmanlagen der Autos nichts zu sehen. Ich schaute daraufhin auf der Website der seismografischen Forschungsstation der Amerikaner nach, auf der jedes noch so kleine Beben weltweit aufgezeichnet wird. Es war ein Beben der Stärke 5.5 im Mittelmeer, einige Kilometer vor der Südküste Kretas.
Von nun an war an Schlafen für mich erste recht nicht mehr zu denken. Nina bekam von dem Spektakel bis ich sie weckte nichts mit und schlief danach auch wieder schubweise ein. Ich verbrachte die verbleibenden zwei Stunden bis zum Weckerklingeln mit Nachforschungen und dem Absetzen eines „Augenzeugen“berichts an ein lokales seismologisches Forschungszentrum.
Als der Wecker dann endlich klingelte standen wir auf, frühstückten, nachdem wir im Bad waren, und saßen zwei Stunden später im Auto Richtung Balios Beach.
Aufgrund der späten Uhrzeit reiche ich den Bericht über Balios Beach sowie suuuper Fotos voraussichtlich morgen Abend nach! Sorry, aber jetzt ruft die Falle, morgen muss ich fit fürs Tauchen sein *freu*